Farben Vorfreude Herzflimmern

Zeichnung BlueStar © Alex. Dank an Alex, Biene und Kaloin

 

Schwarz ist die Nacht, der Himmel riecht fast nach Asphalt.

Wir laufen durch die Straßen, ziehen unsere Gepäckstücke hinter uns her, wie kleine Hunde an der Leine, nur kein Gebell. Der Kopf ist leer, noch müde von der Nacht. Jetzt geht es los. In eine andere Welt, wir lassen Günther Jauch als Höhepunkt der Abende hinter uns und riechen schon das Meer. So glauben wir jedenfalls. Bilden es uns ein.

 

Das Taxi stinkt nach Zigarettenqualm, Raucherautos sind auch nur Menschen.

"Wohin? Wie, nicht in die Türkei? Ich aber, seit 20 Jahren, immer Antalya. 299 Euro die Woche. Gute Qualität, immer AI. Mit Schwiegermutter und ganzer Familie." O.k. Wir nicht. Lieber Kykladen.

 

Anstehen in der Linie trotz Online-Check-In, Bagage-Drop In. Beim Check-In steht kein Mensch. Verkehrte Welt. Check, check, check, Sicherheitscheck, frisch gewaschene Wärter, die aussehen, als machen sie gleich Pause, schauen dauernd auf die Uhr, quatschen mit Kollegen. Wenigstens streiken sie nicht. Warten in der letzten Stunde, schwarze Sitze, Kopf zurück, Flughafendecken sind nicht schön. Flasche Wasser für den Fluch, 6 Euro. Das können die Griechen besser.

 

Wann geht’s endlich los? Ah, jetzt kommt einer von der Airline. Telefoniert ´rum, schaut in Listen. Jetzt bloß keine Verspätung. Warum können die jetzt nicht mal sagen, dass alles in time ist? Lassen uns zappeln. Nochmal telefonieren. Jetzt ist er wieder weg.

Doch Verspätung? Nee, wieder da. Wieder Telefon. Man man man.

 

Einfach schon mal sagen: „Guten Morgen, Ihr Flug wird rechtzeitig losgehen, keine technischen Defekte, nix.“ Das wär´s mal. Endlich Einsteigen. Hoffentlich keinen Grippe-Nachbarn. Glück gehabt. 2 Stunden Ruhe. Eingenickt. „Sie haben die Möglichkeit aus unserem reichhaltigen Sortiment bei uns an Bord zollfrei…“ Grrr. ParfümSchnapsZigarettenArmbanduhrenTerror.

 

Hellgrau ist der Himmel über Athen. Grau ist die Metro, die uns in die Metropole fährt, die ersten Griechen schauen nichtmal aus dem Fenster, sind in Gedanken schon bei ihrer Maria, Irini oder Efdokia. Voll wird es, je näher wir der Stadt kommen. Immer voller. Jetzt aber aufs Gepäck achten. Nur raus hier, hinein ins pralle Leben. Glück gehabt, Schließfach gefunden, Kaffeepause.

 

Milchkaffeebraun ist der Frappé, teuer auch, aber gut. Schon am Vormittag das pralle Leben. Müssen die alle nicht arbeiten? Abschalten, schwimmen mit dem Strom der Lässigen. Nur nicht zeigen, dass wir die Neuen sind. Socken aus, warm ist es hier. Wie schön. Wohin mit den Socken? Einmalsocken müsste es geben.

 

Rein zum Thanassis. Der erste Griechenteller. Dabei waren wir doch schon fast Vegetarier. Souvlaki und Bifteki satt. Grundnahrungsmittel für die nächsten Wochen. Hmm oder Mhmmm? Langsam Richtung Piräus abdackeln, Metrofahrt durchs Sprayerparadies. Hier müsste mal jemand aufräumen. Haben aber dazu keine Zeit, idyllisch ist das nicht, aber nicht uninteressant. Sag ich doch: Piräus riecht schon nach Meer.

 

Orange sind die Orangen.

Noch ein kleiner Einkauf, ein paar Portokali für die Überfahrt. Was macht das? Ach komm, geschenkt. Das können die Griechen! Haben ein großes Herz.

 

Gelb ist die BlueStar.

Wenigstens ihr Schornstein. Noch ein Stündchen, das Schiff wird beladen, dann legt es ab. Hinein in die Airseats, nicht viel los in Lounge No 4. Neben uns junge Griechen, spärlich bekleidet, bei der Klimaanlage. Wie die das machen! Packen reichlich Goody´s Pakete aus, es riecht nach Hamburger und Fritten. Rauf auf die Hüften. Lieber raus aufs Deck nach draußen.

 

Blau ist das Meer.

Weit ist der Horizont. Klein sind die Inseln. Endlich in Griechenland! Einfach nur sitzen und schauen. Und sitzen und schauen. Und sitzen und schauen. Endlich weiß man, was man ersehnt hat, all die lange Zeit im Winter. Inseln ziehen vorbei, wie schön dass man sie kennt, der Leuchtturm von Kythnos, das Kloster Taxiarchis auf Serifos.

Völkerwanderung auf Paros, viele raus, viele rein, auch auf Naxos. Dann Irakliá, sollen wir nicht doch hier bleiben? Nein, eine weiter. Es ist schon lange dunkel.

Schinoussa in Sicht, ein Furz im Meer. Es ist weit nach Mitternacht, aber viel Leben im Hafen.

 

Großes Hallo, wie war euer Winter? Koffer verstaut, rein ins Auto, die kurze Fahrt über die Buckelpiste, dann endlich da.

 

Dunkelblau ist die Nacht.

Hellblau ist der Tag. Kalimera auf Schinoussa.

 


RICHIS KYKLADENFIEBER