Amorgos ist eine der Kykladen, die ich gerade wegen ihrer Menschen liebe, und die ich dort seit Jahr(zehnt)en kenne. Allerdings waren es hauptsächlich die Männer, die sich von mir fotografieren
ließen. Angefangen hat es mit Elias Kastanis, dem Gründer und Namensgeber der Pension Elias in Chora, einer der ersten Vermieter dort, mit seinem Sohn Adonis, den ich schon als Kleinkind kannte,
er ist heute ein sehr guter Wirt und Musiker, wir werden ihn später auf das Fischerfest in Xilokeratidi begleiten, wo er die Geige spielen wird. Dann nebenan auf der Hauptgasse von Chora hat
Nikos Loudaros (viele auf Amorgos heißen übrigens Loudaros) seinen Supermarkt, in den er die Waren früher durch die Gassen nur mit seinem Esel an unserem Tavernentisch vorbei transportiert hat,
als Chora noch autofrei war. Seitdem weiß ich, wie Esel riechen.
Aber ich schweife ab. Noch bleiben wir nicht auf dieser Seite der Insel, wir kommen von Koufonissi, und der erste Weg führt – wie immer – zu Thomas, dem Autovermieter im Hafen von Katapola. Seit
ich mich erinnere, trägt er dieses weiße Muskelshirt mit Thomas-Logo vorne drauf, ich denke aber er wird mehr als eins davon besitzen. Egal, er hat – wie immer – ein sehr preiswertes kleines Auto
für uns, per Barzahlung sogar noch etwas günstiger, und wir düsen Richtung Aegialis ab, wo uns in seinem Restaurant Panagiotis begrüßt, der langjährige Koch und Wirt vom To Limani tis Kyra
Katinas an der Hauptgasse des Hafenorts. Ja, das Wiedersehen macht immer wieder Freude.
Dieses Mal haben wir uns in Aegialis für ein paar Tage einquartiert, genießen die gute Küche bei Panagiotis, auch im Asteria oder sehr gerne direkt am Anleger bei Christos im Amorgialos, der uns doch tatsächlich beim Einlaufen der Skopelitis den legändere Song "Jassu, Skopelitis Jannis" aufgelegt.
https://www.youtube.com/watch?v=TKXKfCLzD1Y
Gänsehaut pur. Am Abend wird es mit Blick auf die Fischerboote, die schwimmende Souvlaki-Bude der Bloom-Brothers und die einlaufende Blue Star dann richtig romantisch.
Tholaria und Langada bieten sich am nächsten Tag förmlich für einen kleinen Fotorundgang an, aber außer Manolis, der wie immer im Kali Kardia sitzt – und sich mit der Tavernen-Katze gern fotografieren lässt – ist kaum ein Mensch auf den Gassen zu sehen, kein Wunder, Mittagszeit. So genießen wir die kykladischen Momente, die Architektur und die Ausblicke auf die ewig blaue Ägäis, schauen von Tholaria nach Langada und von Langada nach Tholaria, gehen ein paar Schritte den Wanderweg zwischen den beiden Orten.
Auf dem Treppenweg Richtung Theologos Kloster biegen wir dieses Mal vorher links ab und finden die sehr schöne Panagia Epanochoriani, die wir bis jetzt links liegen gelassen haben.
Und auch die kleinen Kirchen Agia Triada unterhalb von Langada oder die Agios Konstantinos oberhalb vom Levrossos Beach lassen das Kykladenfieber ordentlich steigen.
Nun, für einen Badetag ist es einfach zu windig, da zerreißt es sogar schon einem Segelboot die Fock, und so zieht es uns auch noch hoch nach Potamos, mit dem Blick über blauen Kuppeln der Himmelfahrtskirche Richtung Levrossos. Und da bei gutem Wetter die Sandstände von Aegialis vielleicht die windstillsten und besten sind, ist diese Bucht in unserer Wertschätzung enorm gestiegen.
Nach ein paar Tagen wechseln wir auf die andere Inselseite nach Katapola und Xilokeratidi, ein Quartier kurz hinter dem Friedhof mit schönem Blick auf die kleine Agios Panteleimonas Kirche und die Bucht von Katapola. Vorbei an der LE GRAND BLEU Bar – wo übrigens neuerdings nicht mehr der auf Amorgos gedrehte gleichnamige Film gezeigt wird – gehen wir gerne ins benachbarte Youkali essen, die Küche ist ausgezeichnet, und zum Sundowner in die Moon Bar, die ganz früher mal Mini hieß und die allererste Bar auf Amorgos war.
Und natürlich machen wir unsere Ausflüge zum Kloster und nach Chora, um die alten Bekannten wieder zu sehen. Viel ist hier zu dieser Zeit nicht los, weniger als sonst, was evtl. auch an den in
den letzten Monaten gemeldeten Erdbeben liegt, die auch Amorgos getroffen haben.
Es sind wohl viele Buchungen storniert worden. Und einige Lokale, wie das beliebte Transistoraki öffnet für diese Saison anscheinend gar nicht mehr.
Schön ist auch immer wieder der Ausflug zur Inselmitte, mit dem Blick einerseits auf die Insel Nikouria, und auf der anderen Seite die Steilküste entlang, von der Kapelle Agios Georgios aus – im schönsten Ginster-Gelb.
Höhepunkt ist dann am Samstag das Fischerfest in Xilokeratidi, wo unser Freund Adonis mit seinem Kollegen die Musik spielt, es gibt Kakavia für alle. Dieses Mal gilt es für die Fischer etwas
Besonderes zu feiern:
Bestimmte Gebiete rund um Amorgos werden für mindestens fünf Jahre mit vollständigem Fischereiverbot ausgewiesen, um die Fischbestände zu stärken, und in Katapola, Nikouria und Gramvousa wird der
professionelle und Amateurfischfang in den Monaten April und Mai ganz verboten sein. Dies geschieht auf Vorschlag von allen 40 Fischern des Verbandes, der von einer Studie des Assistenzprofessors
der Landwirtschaftlichen Universität, Dr. Stefanos Kalogirou, begleitet wurde. Sogar der Besitzer des einzigen Trawlers auf Amorgos unterstützte die Küstenfischer. In den wichtigsten Monaten für
die Fischvermehrung wird 1,5 Meilen um Amorgos herum der Fischfang eingestellt.
Die Fischer waren die ersten, die die Veränderung im Meer bemerkten. Jahrelang dachten sie, der Fischbestand würde nie ausgehen, Irgendwann im Jahr 2010 erlebten sie jedoch eine dramatische
Veränderung. Es gab keinen Fisch mehr. Im Vergleich zu vor zwanzig Jahren betrug der Rückgang 90 %. Die Fischer werden daher diese zwei Monate damit verbringen, die Küsten zu säubern, die vom
Land aus schwer zugänglich sind. Gleichzeitig ersetzen die Fischer nach und nach ihre Werkzeuge durch solche, die die Meeresumwelt schonen, wie beispielsweise durch die Verwendung größerer Netze
und Haken, um den Fang junger Fische zu vermeiden. Hoffen wir mal, dass diese Aktion zum Erfolg führt. Die Einheimischen feiern jedenfalls zuversichtlich.
https://www.youtube.com/shorts/f87wgR_NqN0
Für uns gilt es nur noch für dieses Jahr Abschied von Amorgos zu nehmen, leicht fällt es uns nicht, und irgendwie guckt E.T. auch trauriger als sonst...