DONOUSA - JUNI 2021

Nein, es ist nicht Donousa, es ist die Insel Amorgós, an der die Skopelitis vorbeifährt, ja fast vorbeigleitet, die langgestreckte Insel, von Epano Koufonissi kommend rechter Hand, und doch in freudiger Erwartung  auf Donousa, mit der Ankunft am Abend, an dem das halbe Dorf Ausschau hält, ob man sie schon kommen sieht, wen und was sie wohl mit sich bringt, jetzt zu einer Zeit, wenn die große BlueStar Fähre tagelang nicht anlegen kann, wegen der Bauarbeiten im Hafen, denn der Anleger muss saniert werden, damit er nicht absackt, wie ein Teil des Kais kurz vorm Dorfstrand.

So müssen alle Waren des täglichen Bedarfs von ihr aus Naxos herangeschifft werden. Und natürlich auch alle sehnsüchtig erwarteten Touristen, denn sie sind die Schein€werfer der Insel, und gleichzeitig die Heuschrecken, die sie gefräßig abgrasen, die die Inseln der Kleinen Kykladen wie eine Pralinenschachtel sehen, eine schöner und süßer als die andere, welche soll man bloß nehmen? Und immer mehr fällt die Wahl auf Donousa, der Ursprünglichkeit wegen, die es wohl bald so nicht mehr geben wird. Noch wackeln die Karékles in der Hafentaverne To Kyma, nebenan im Café Enália herrscht schon der Plastikstuhl vor. Ein Plastikstuhlverbot wie es auf Folegandros existiert, wird es hier wohl so bald nicht geben, dazu ist das Publikum zu modern und hipp.

Und erzähle mir niemand, die Skopi sei eine kleine Fähre, auf der nur ein paar kleine Autos passen. Nein, man muss die Laster nur geschickt beladen, dann geht auch viel.

Natürlich ist das Auswechseln der Eistruhe immer wieder ein filmreifes Erlebnis, die leere Truhe geht, die volle kommt. Wenn dann bei ihr schon mal ein Rad ab ist, muss halt der Gabelstapler her, was gibt es da zu lachen?  Es kann ja nicht mal eben der Eiswagen von Nestlé hier vorbeikommen.

Noch ist nicht viel los Anfang Juni, aber das täuscht, die Insel ist im Aufwind, noch haben die Stand up paddler und die Fischer ihren Platz am Anleger, wo sie die Netze flicken und die Möwen geduldig auf den Beifang warten. Aber das wird sich bald ändern, die Vorboten sind schon unterwegs. Finde den Unterschied im Foto…

Auch der Dorfstrand und der Kedros Strand werden im Juli und August anders aussehen als jetzt. Wo wir es heute nie wagen würden, vor aller Augen uns halbnackt in die allerseits einsichtige Bucht zu legen, tummelt sich dann die halbe Welt. Ja, es ist schon ein Privileg, außerhalb der Ferien reisen zu können, aber andererseits, Viele suchen auch Viele und es wäre ihnen jetzt zu ruhig. Denn die Restaurantdichte ist jetzt auch ausgedünnt, Evangelia im To Kyma kocht noch nicht, Iliovasilema mit neuem Grillmeister erst ab nächster Woche, nur in der Kedros Taverne, bei Kapetan Giorgos und in der Pizzeria Ampelaki werden wir köstlich versorgt. Und die Premiere im Iliovasilema bei Christos dem Bürgermeister lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen.

So ziehen wir wie gewohnt die Küste entlang Richtung Livadi Strand, denn der Bus fährt noch nicht, und auch Elias mit seiner Donousa-Hexe ist noch mit den Vorbereitungen beschäftigt, es ist ja auch noch immer sehr kühl und die fehlenden Wildcamper haben mangels Camping-Verbot auch keinen Transportbedarf.
Da fällt die Wahl der Badenden doch noch eher auf den Kedros Beach, den wir überqueren, sehen, dass an der Unteren Mühle wohl inzwischen aufgeräumt wurde, die morschen sonst daneben liegenden Holzteile scheinen weggeräumt anstatt restauriert, gelangen zum Livadi, der jedoch nicht ganz camperfrei ist, allerdings ist das Schachbrett dort verwaist und wartet auf bessere Zeiten. Zum Schwimmen ist es auch hier noch zu kühl, wir laufen auf der Straße zurück nach Stavros, vorbei oberhalb des Kedros an der wohl letzten Ziegenherde der Insel, unterhalb der Panagia Kirche. 

Und auch der anderen Inselseite statten wir einen Besuch ab, wobei ganz bis Kalotaritissa geht es diesmal nicht, wir machen eher eine kleine Inselinspektion, um zu sehen was alles neu gebaut wird und wie sich das Dorf verändert. Man fragt sich schon, welche Konzeption dahinter steht, auch noch jede Baulücke füllen zu müssen, den Blick vor den letzten fotogenen idyllischen Plätzen zuzubauen. Wieviel mehr an Touristen kann diese kleine Insel wirklich noch verkraften? Von Nikitas Kapelle haben wir einen guten Überblick über Stravros.

Ja, wenn nicht die schönen Abende wären, das Warten auf die Skopelitis, die fast schon kitschigen Sonnenuntergänge und die romantischen Abende in den Tavernen. Ja, noch ist Donousa eine Reise wert.

Viele der uns bekannten Deutsch sprechenden Ferial-Donousiaten, die sonst im Mai/Juni auf der Insel verweilen, haben wir dieses Jahr nicht angetroffen, oder wenn, dann nur ganz kurz, so dass wir auf ein versprochenes gemeinsames Amstel-Bier oder ein Gläschen Wein dann doch aufs nächste Mal hoffen…Allen eine gute Zeit!

RICHIS KYKLADENFIEBER