DONOUSA - DIE WANDERWEGE, JUNI 2013

Donousa war wahrscheinlich die einzige Insel der kleinen Ostkykladen, deren Einwohner eigentlich lieber auf den Tourismus verzichtet hätten. Sie lebten ihr einfaches Leben das ganze Jahr über auf der Insel, während auf Iraklia, Schinoussa oder Koufonissi viele Menschen die Inseln zum Herbst hin verließen, um in Athen oder auf Evia im angenehmeren Klima zu überwintern. Ein harter Kern von vielleicht achtzig Bewohnern bleibt jedoch auch heute noch auf Donousa, genießt die ruhigen Wintertage und freut sich auf den Sommer.

Dass die Leute auf Donousa eigentlich lieber unter sich bleiben sieht man auch daran, dass sie sich rigoros weigern, Englisch zu lernen. So erzählt man sich immer wieder gerne die Geschichte, dass eine Amerikanerin in die Taverne kam, „ice-coffee“ bestellte, jedoch nur Unverständnis und Kopfschütteln erntete, obwohl natürlich jeder wusste, dass sie einen Frappé wollte. Leider musste sie unverrichteter Dinge von dannen ziehen. Oder wem seine servierten Speisen zu lauwarm vorkamen, der konnte sie gerne nochmal im Ofen aufwärmen lassen, und bekam sie nach einem Stündchen fast verbrannt wieder vorgesetzt.

Dennoch konnten die Donousianer sich der Touristen nicht ganz verwehren, sie kommen einfach ungefragt, zelten am Kedros- oder Livadistrand und versorgen sich im Dorf, was nicht sehr schwierig ist, da es dort auch öffentliche Trinkwasser-Zapfstellen gibt. Nach und nach vermietete der eine oder andere dann ein paar Zimmer – eher aus Gastfreundschaft denn aus Profitstreben. Das wilde Zelten nahm in den letzten Jahren solche Ausmaße an, dass man jetzt das Campen direkt an den Stränden verboten hat. Im Hinterland ist es aber noch erlaubt. Mittlerweile jedoch ist eine veritable Touristen-Infrastruktur auch auf Donousa entstanden. Nachdem sich alles darauf konzentriert hatte, Rooms zu vermieten und Tavernen zu eröffnen, hat man sich nun darauf besonnen, mehr auf die Wünsche der Touristen einzugehen und die Infrastruktur zu verbessern.

Ab Mitte Juni gehört auch ein Linienbus dazu, der im Sommer vom Hafenort Stavros über Mersini nach Kalotaritissa verkehrt, und die regelmäßigen Bootstouren mit der Donousa Magissa (Donousa Hexe), die Elias nach seiner Karriere als Grillmeister im Restaurant Aposperitis (Abendstern) nun als stolzer Captain durchführt.

Man besinnt sich auch wieder auf die Bedürfnisse der naturliebenden Wanderer, große Teile des sehr beliebten Insel-Rundwanderwegs sind ja damals dem Straßenbau zum Opfer gefallen. Und so hat die „Cycladian Donoussa Community Cultural Association POSEIDON“ in diesem Jahr einen kleinen Wanderweg-Führer auf Englisch herausgebracht
„THE TRAILS OF DONOUSSA“,  in dem die fünf wichtigsten noch erhaltenen Wege beschrieben werden. Das Heft liegt in den Geschäften und Tavernen aus und ist für einen Spendenbeitrag von fünf Euro zu erwerben.

Gleichzeitig hat man auch diese fünf Wege neu mit Markierungen versehen, gereinigt, kartographiert und kleine Wegweiser – als Steinmännchen – geschaffen, damit man sich nicht verlaufen kann.
Route 1: Stavros – Kalotaritissa

Route 2: Kedros – Messaria
Route 3: Mersini – Livadi
Route 4: Kedros – Kato Mylos
Route 5: Stavros – Aspros Kavos
Leider fehlt das Stück „Mersini- Kalotaritissa“, aber genau das ist größtenteils dem Straßenbau zum Opfer gefallen.

 

Einer der schönsten Wege (neben Nr. 1) ist der Wanderweg Nr. 4, den wir in Stavros beginnen, über die Panagia-Kirche zum Kedros Strand gehen, und vom Ziel, der Mühle „Kato Mylos“ weiter hinunter zum Livadi-Strand laufen wollen.

Von der Panagia Kirche hat man einen schönen Ausblick bis nach Naxos. Dann folgt der Blick über den noch leeren Kedros Strand, rechts oben auf der Landzunge ist unser Etappenziel, die Mühle zu erahnen. Vorbei geht es an Gerantonis. Vom klitzekleinen Strand hat das Meer in diesem Jahr nichts übrig gelassen.

Hier haben sich die meisten früher verlaufen. Man muss besser links hoch, anstatt den ausgetretenen rechten Weg zu nehmen. Der neue Steinwall deutet es an: "Der Weg geht links weiter."

Dann hat man die untere Mühle "Kato Mylos" schon fest im Blick. Natürlich gibt es auch eine obere Mühle "Pano Mylos", sie befindet sich zwischen Messaria und Mersini.

Von der Mühle aus führt ein Weg hinunter zum Vathi Limenari. Wir jedoch schlagen uns bis zur Straße durch und nehmen von dort ein Stück lang den Fahrweg, der in das Monopathi zum Livadi übergeht. Hier erschließt sich einem die atemberaubende Landschaft und das terrassierte Tal, mit der Mühle als Highlight.

Für das letzte Stück zum Livadi sollte man besser schwindelfrei sein. Bei guter Sicht gibt es einen tollen Ausblick auf Amorgós. Diesmal verschwindet die Insel aber leider unter den Wolken im Dunst.

Blick auf den Livadi-Strand. Der Weg auf der vorletzten Landzunge führt hoch nach Mersini. Nach einer Badepause geht es zurück über den Hügel zur Straße, und wir lassen uns bis Stavros "me ta podia" abrollen. Wir sehen noch einmal die Mühle im Abendlicht, im Hintergrund die unbewohnten Makares Inseln und Naxos.

So sind wir wieder rechtzeitig im To Kyma zur Ankunft der Express Scopelitis. Eine gute Alternative wäre es auch, vom Livadi hoch nach Mersini zu wandern und den Abend bei Litsa im Tzi Tzi zu verbringen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.


RICHIS KYKLADENFIEBER