MILOS - DIE JAGD NACH DEM TITELBILD

Der Winter ist lang. Das wissen die Verlage und bringen gerade im Dezember diese wunderbaren Reise-Journale heraus, die uns von den Kykladen träumen lassen.
Bei mir erst recht, wenn auf dem Titelbild ein Motiv abgebildet ist, das so in meinem privaten Fotoarchiv noch nicht vorhanden ist.


Also steht der Entschluss fest: Da müssen wir hin, das Motiv ist klasse, auch wenn es sich um Milos handelt, nicht gerade meine Lieblingsinsel. Egal. Im Frühjahr ist es dann endlich soweit. Die Unterkunft in Pollonía bei Kapitän Tasos ist wie immer ruhig und schön, etwas abgelegen, also braucht man einen Mietwagen für die Foto-Tour.
Bei steifer Brise (Windstärke 8) legen wir uns ins Zeug und klappern alle kleinen Kapellen ab, bis wir sie gefunden haben, die Panagia Tourliani.

Der Vergleich mit dem Hintergrund und Horizont lässt eine Annäherung zu. Die Enttäuschung ist groß, denn das saftige Grün vom Titelbild ist im Juni natürlich hässliches Braun.
Und das Licht stimmt auch nicht. Dazu der Wind, ich halte mich kaum auf den Beinen. Ab ins Auto, Scheibe runter gekurbelt, Schnappschuss. Es waren noch die analogen Zeiten, da machte die Fotografie langsam keinen Spaß mehr.

Na ja, ein tolles Foto wird das nicht. Hier stimmt gar nichts, weder Zeit noch Licht. Außerdem hatte der Fotograf für das Titelbild wohl eine Leiter dabei, sein Standpunkt war viel höher.
Auch der Hafenort Adamas begeistert uns nicht. Das griechische Flair fehlt, könnte auch irgendwo in Italien oder Spanien sein. Dazu immer wieder die LKW, die durch das Dorf brettern.

Als Entschädigung widmen wir uns daher der Panagía Thalassitra – die lohnt sich wirklich, oben in Pláka. Ebenso wie das kleine Café Utopia, es vermittelt fast schon Santorin-Feeling. Und die Strände im Süden der Insel bieten optimalen Schutz – auch bei Nordwind Stärke 8.

Nun, mittlerweile haben wir Milos im digitalen Zeitalter wieder besucht, und ein zweiter Versuch ist schon ein wenig besser geglückt, obwohl der schmucklose Betonboden nicht gerade sehr fotogen wirkt. Die Panagia Tourliani im besten Licht.

Irgendwie schaffen die Kykladen es doch immer wieder, das Fieber hochzuhalten.

RICHIS KYKLADENFIEBER