Piräus - September 2021

Schön ist es hier nicht. Du guckst in eine abgerissene Baulücke mitten in Piräus und wunderst dich, was du hier überhaupt zu suchen hast. Du musst es dir nur mal kurz vorstellen, es ist nur ein Traum, natürlich nicht die Realität, es beginnt unverzüglich, sofort, hier und jetzt. Das Beste an diesem Morgen war die Uhrzeit, dein Flug ging erst um 15 Uhr, ist dafür allerdings auch erst um 19 h in Athen, und beim Anflug gibt’s gratis einen tollen Blick schon mal auf den Hafen von Piräus. Dafür darfst du nach der Landung auch den 20minütigen Fuß-Rollweg zum Kofferband nehmen, quer durch den Flughafen.

Die Corona-Kontrollen sind schärfer als sonst, jeder, der nicht geimpft ist, wird zum Schnelltest herausgezogen, aber zum Glück zeigt dein QR-Code ja ein dickes V wie „Vaccinated“. Wegen der späten Ankunftszeit und wegen Corona hast du keinen Bock mehr aufs Busfahren, du nimmst dir ein Taxi, auf Preisverhandlungen lässt sich der Taxifahrer gar nicht erst ein, verweist auf den Taxameter, der – schwupp – schon mal auf 8,40 steht, bevor es überhaupt losgeht. Es wird schnell dunkel, du verfolgst den Weg des Taxis mit deinem Smartphone, google-maps macht´s möglich, es fährt nicht wie der Bus über Glyfada, also östlich von Athen entlang, sondern nimmt die westliche Strecke, also die E6 und dann die E75, vorbei an Riesenrad und Olympiacos Stadion. Die Hoteladresse spricht der driver in sein Handy rein, so kriegt er die GPS Daten, und der Navigator programmiert sich automatisch. Notara Str. in Piräus. Du freust dich schon über den niedrigen Taxameterstand: 39,20. Aber der Taxifahrer macht dir schnell klar: da kommen noch die ursprünglichen 8.40 drauf, Tax, Steuern. Und so landen wir dann doch beim vorher von dir kalkulierten Preis von 50 Euro, inkl. Trinkgeld.
Sehr viel schneller als der Bus scheint er aber auch nicht gewesen zu sein, er brauchte fast eine Stunde, kurz im Hotel eingecheckt, dann ist noch genügend Zeit für ein Abendessen um die Ecke.

Im Refene, an der Notara Straße. Hier sitzt du nun. Und guckst in die Baulücke. Aber nicht allein. Das Lokal ist gut besucht, besonders bei jungen Griechen und Griechinnen offenbar sehr beliebt. Die Stühle und Tische stehen auf dem Bürgersteig, gesessen und gegessen wird draußen, drinnen ist´s leer, auch wohl wegen Corona, die Musikinstrumente liegen auf dem Tisch, warten auf bessere Zeiten. Auf der anderen Straßenseite ist die Baulücke und sowas wie eine Baustelle, ein Haus wird mal wieder entkernt. Nichts Ungewöhnliches in Piräus. Die Speisekarte ist übersichtlich, das Essen – Fava, Salat, Kebab – kommt schnell, der Service funktioniert, schmeckt.

Ein reines Touristengebiet ist sie nicht, die Notara Straße in dieser Gegend, Sandalen, Brautkleider oder feinste Kinderklamotten, bei denen die Knaben Fliege tragen und die Mädels Rüschenkleider. Das sieht eher nach Fachgeschäft aus. Nur selten verlieren sich einzelne Touristinnen in eine der Männerbars an der Ecke, das weckt dann aber doch das Interesse der Stammgäste. Da passt der Luftballon-Mann mit seiner beleuchteten Ware auch nicht so recht ins Bild, offenbar ist er wohl unterwegs in touristischere Gefilde.

Um es kurz zu machen: Geschlafen hast du im Hotel gar nicht bis schlecht, ein durchgeknallter DJ legte die ganze Nacht Techno auf, genau gegenüber von deinem Fenster in einem dieser Abbruchhäuser. Das war´s dann wohl für dich das letzte Mal in diesem Hotel. Aufstehen, duschen, und ab um 7 h von Gate 9 nach Naxos mit dem Worldchampionjet, der ist hoffentlich rechtzeitig zum Ablegen der Skopelitis dort, jedenfalls etwas eher als die BlueStar. Denn es soll ja weiter nach Iraklia gehen. Kurzer Halt auf Syros, dann weiter über Mykonos. Krass, was da auf dem Anleger schon – oder für Mitte September noch - los ist. Ja, die Fahrten mit den Schnellfähren sind nicht sehr lustig, aber halt praktisch, was den Zeitvorteil angeht. Und erstaunlich, wieviel Touristen außer dir auf Naxos auch aussteigen, dabei sah der SeaJet gar nicht so voll aus.

 

Kurzes Mittagessen im Lotto mit den leckeren Naxos-Kartoffeln, ein wenig Proviant für Iraklia eingekauft, und ab auf die Skopi. Endlich wird´s gemütlich.

 

RICHIS KYKLADENFIEBER