Ikaria, Evdilos und zur Südküste - Sept. 2015

Auf dem Weg von Armenistis nach Evdilos picken wir Ioannis auf. Er ist als Anhalter unterwegs und möchte unbedingt zur Agia Sofia nach Kremasti, in der Nähe von Kampos, wo morgen, am 17.09. ein Panigyri stattfinden soll. Dort ist er mit seinen Freunden verabredet, um das Fest vorzubereiten. Wir sollten es uns nicht entgehen lassen, möglichst schon um 15 Uhr da sein, um einen guten Platz zu ergattern, denn es soll sehr voll werden, und auch die Livemusik würde schon am Nachmittag beginnen. Das hört sich gut an, ein Panigyri haben wir in Griechenland noch nie miterlebt. Obwohl, auch in Monokampi gibt es eine Agia Sofia, ein großes Tanzfest ist auch dort angesagt, aber das ist mehr als eine Stunde Serpentinenfahrt entfernt. Also merken wir uns Kampos schon mal für morgen vor. Jedoch die Freunde von Ioannis lassen ihn sitzen, noch niemand da als wir an der Agia Sofia ankommen, er muss halt warten.

Die Küstenstraße nach Evdilos bietet tolle Ausblicke auf die gesamte Nordküste von Ikaria, das Meer hat sich inzwischen beruhigt, einige Badebuchten liegen direkt an der Straße, wie die Bucht von Kampos, die wir passieren, wir kommen durch den Ort, gönnen uns einen kurzen Blick auf die uralte Kirche Agia Irini und den kleinen Säulengarten.

Von hier ist es nicht mehr weit nach Evdilos, der Hafenstadt an der Nordküste, die wir schon früher einmal von der Meerseite her angefahren haben, auf unserem Weg von Samos nach Piräus an Bord der Nissos Mykonos. Damals machte Evdilos mit seinem großen Anleger keinen attraktiven Eindruck auf uns, auch heute wirkt die neue Zufahrtstraße, die direkt von der Küstenstraße in den alten Hafen führt, nicht sehr beschaulich.  

Aber unten angekommen sind wir doch positiv überrascht. Evdilos zeigt sich – neben den winkligen Gassen in der Oberstadt, die über die alten Treppenwege zum Shoppen einladen – als ein idyllischer Hafenort. Unzählige Cafés und Restaurants reihen sich an der Promenade. Auch hier läuft noch der Wahlkampf für die anstehende Parlamentswahl, und die Einheimischen haben in der Mittagszeit offenbar etlichen Stoff für Diskussionen.

Die Zeilen der Kapitänshäuser erinnern mich ein wenig an Fotos von Symi oder Kastelorizo, vielleicht nicht ganz so farbenfroh, aber immerhin. Es gibt sogar einen kleinen Dorfstrand, ist aber sicher nicht jedermanns Sache. Sehr touristisch sieht das Ganze nicht aus, vielleicht ein Grund mehr, Evdilos als möglichen Standort einmal im Auge zu behalten, denn Unterkünfte und eine gute Infrastruktur wie Restaurants, Mietwagenverleih etc. findet sich auch hier. Und wahrscheinlich wird es sogar eine Bäckerei geben.

Wir setzen unseren Weg fort, wollen von hier zum Kloster Theoktistis hochfahren, mit seiner berühmten Felsenkapelle, dem Schutzdach Gottes. Schon auf dem Weg dorthin kommen wir an urigen Felsformationen vorbei, die direkt an der Straße liegen. Der Weg führt hinauf durch den Wald, ist gut beschildert, bis wir an der Klosterkirche ankommen. Wir haben Glück, eine Reisegesellschaft samt Bus hat sich gerade verabschiedet, und so ist der Fotoblick auf die Kirche frei. 

Ein paar Tische und Stühle laden zu einer kleinen Rast ein, junge Leute bieten Essen und Trinken an, und wir werfen einen Blick in das kleine Nebengebäude, das uns in alte Zeiten versetzt. 

Die Attraktion aber ist die Klosterkapelle, eingeklemmt zwischen riesigen Felsplatten, mit ihrem winzigen Innenraum, kaum mehr als zwei Personen haben hier Platz, ein stiller Ort der Meditation und des Gebets. 

Welch ein Kontrast zur rauen Landschaft, die uns empfängt, als wir die Inselseite verlassen um an der Südküste den Sychelles Beach zu suchen. Die Fahrt geht durch kahles, baumloses Gebiet, vorbei an dem Koskina Castle mit der Agios Georgios Kapelle auf dem Gipfel.

Unten an der Küste ist es dann wieder grün, und erstaunlich wie viele Touristen offenbar den weiten Weg zum Seychellen Strand auf sich genommen haben, denn der Parkplatz hier ist gut belegt. Es ist noch eine schöne Kletterei über die Felsformationen zum Strand hinunter, festes Schuhwerk ist angesagt, aber einige Unverbesserliche wagen es auch in Badlatschen - und geben auf. 

Unten angekommen weiß man dann auch, woher der Beach seinen Namen hat, und er hat ihn wirklich verdient. Türkisblaues Wasser, weiße Kieselbuchten und die so typischen ausgewaschenen Felsen  der Seychellen lassen einen vergessen, dass man in Griechenland ist, Badespaß pur.

Wir machen noch einen kleinen Abstecher weiter nach Manganitis (Maganitis), einem hübschen kleinen Ort am Rande der Südküste, der sicherlich noch gut als Versteck für Zivilisationsmüde geeignet wäre, zumindest in der Nebensaison. Nur die Katze wacht über allem.  

Auf dem Rückweg schauen wir noch einmal beim Panigyri an der Agia Sofia in Kampos vorbei, auch als wir um 19:30 Uhr dort sind ist noch nichts los, so dass wir wieder abdrehen und den Tag in Armenistis beenden, es ist unser letzter Abend.

Bei Monokampi an der Agia Sofia „γινεται χαμος“, da soll die Post abgegangen sein, wie wir später erfuhren, Tanz schon am Nachmittag, mehrere tausend Besucher.  Unsere Woche jedenfalls geht zu Ende, uns hat es auf Ikaria sehr gut gefallen, eventuell das nächste Mal vielleicht in Evdilos oder an der Südküste, mal sehen. Und ganz zum Schluss, als wir das Mietauto am Flughafen abgestellt haben (Schlüssel unter die Fußmatte, das war´s), haben wir ihn doch noch entdeckt, unseren Ikaros, den Namensgeber der Insel. Ach, wie gemütlich!  


RICHIS KYKLADENFIEBER