IOS - nix los auf Ios, JUNI 2015

Nix los auf Ios. Hm, kann das einer lesen? Ich hätte es in Versalschrift schreiben müssen. NIX LOS AUF IOS. Tatsächlich gibt es Landsleute, die im wilden Inselhopping die Namen der besuchten Inseln in ihrem Laptop ganz hipp in Kleinbuchstaben notieren, und dann nicht mehr wissen,  ob sie auf Los oder Ios waren.

 

Zurück auf Ios. Äußerlich hat sich zwischen 1981 und 2015 am Hafen nicht viel getan, das Wartehäuschen für die Passagiere ist neu dazu gekommen, ein paar Häuser auch, der Yachthafen hat sich stark entwickelt. Es ist aber nicht so, dass wir zuletzt 1981 auf der Insel waren, zwischendurch gab es schon mal einige Tage als Zwischenstopp nach Folegandros.
Dieses Mal wollen wir es allerdings sehr ruhig angehen, und sind dem Tipp eines guten Freundes gefolgt, der uns die Dimitris-Rooms mit angeschlossener Antonis Taverne am Manganari Strand empfohlen hat.
Jan war vor einigen Jahren dort, sogar in der Ferienzeit, einziger Gast in den Dimitris Rooms, und schwärmte vom freundlichen Adonis, dem Sohn von Dimitri, der inzwischen Rooms und Taverne zusammen mit seiner Schwester managt. Leider hatte Adonis aber im Winter nicht auf die Mail geantwortet, und so haben wir sicherheitshalber das einzige Apartment an der Stirnseite des Gebäudes per Booking.com gebucht, denn auf dieses war ich einfach scharf – als Frühstücks-Selbstversorger mit Meerblick. 

Wohl wissend, dass das Vier-Personen-Apartment dort nur inkl. Frühstück für 60,-€/Nacht buchbar war. Man gönnt sich ja sonst nichts. Bei vier Nächten haben wir also schon mal 16 x Frühstück in den Wind geschrieben. Nur offenbar hat das niemanden gestört, Adonis hat uns jedenfalls nie darauf angesprochen.

 

Ganz ruhig auf Ios, geht das überhaupt? Nicht ganz.

Die BlueStar Delos spuckt nicht so viele Touristen aus wie vorher auf Paros oder Naxos, aber es ist schon einiges los.  
Unser Plan: Auto mieten, Lebensmittel einkaufen, und ab die Post nach Manganari. Sollte das nicht klappen, müssen wir uns nach einem Bus oder Taxi umsehen. Daher unser Limit: max. 30,-€ für das Auto pro Tag.
Also steuern wir auf den ersten Autovermieter im Hafengebiet zu,  wohl formuliert mein Anliegen vortragend. Nicht ganz einfach, die Sache.
 „Was für ein Auto benötigen Sie und wo wollen Sie damit hin? Benötigen Sie das Auto jetzt oder später? Machen Sie doch ein paar Besorgungen und ich sorge dafür, dass dann das Auto parat steht. Ich habe nämlich einen Cousin, der eine Autovermietung hat, den werde ich jetzt mal anrufen und ihn fragen, ob das klappt.“  
Gesagt getan, kurzes Telefongespräch, und schon schickt er uns vier Häuser weiter, wo Kostas schon mit einem neuen weißen Nissan Micra auf uns wartet.
Meine Frage nach den Kosten ignoriert Kostas ganz einfach. Ich gebe auf. Mit Touristen-Griechisch gibt er sich erst gar nicht ab. Ios halt. Aber dafür sind 25,-€ pro Tag ein fairer Preis, allerdings muss ich dafür meinen Führerschein als Pfand da lassen. Sie hätten ein Abkommen mit der Polizei. Seit die Fahrzeugvermieter die Führerscheine einsammelten, wäre die Unfallhäufigkeit um 80% gesunken. Denn in der Hochsaison hätten alle Italiener mit ihrem Schein ihre Freunde, die keinen Führerschein besitzen, mit Quads oder Autos versorgt, und man kann sich ausmalen, was das bedeutet. Nichts gegen Italiener. Ich gebe nur wieder, was Kosta sagt. So, nun aber zum Supermarkt, ein gut bestückter Carrefour liegt am Ende der Yachtparade, auch eine Bäckerei gibt es direkt am Hafen. Wagen vollgepackt und los geht´s auf Ios, denn am Manganari Strand sind die Versorgungsmöglichkeiten auf die drei Strandtavernen beschränkt, kein Bäcker, kein Mini Markt, kein Bus, nichts – wie wir später feststellen sollten.

Die Fahrt geht vorbei am Windmühlenhügel von Ios Chora und führt dann aber nicht über die Abkürzung einer Küstenstraße, wie ich vermutet hatte – dieser Weg ist nur für Motorräder geeignet -  sondern quer über die gesamte Insel in gut 45 Minuten durchs 

wilde Iostan. Ein schöner Ausblick auf den Milopotas Strand lässt die Erwartungen noch höher steigen.
Und dann sind wir da, die Doppelbucht Manganari liegt vor uns. Tolle Sandstrände in wilder Natur. Verstreut liegen ein paar Tavernen mit Unterkünften: 
Dimitris, Helena´s, Venus und Christos, wobei offenbar Helena´s und Christos Tavernen Anfang Juni noch nicht geöffnet haben.
Adonis zeigt sich keinesfalls von unserer Ankunft überrascht,  ein Transfer vom Hafen wäre für ihn sowieso nicht drin gewesen. Und so zeigt er uns unser Apartment, das nicht – wie ich annahm – im Obergeschoss liegt, sondern unten. Denn alle Bilder, die ich im Internet zu diesem Apartment gefunden hatte, waren von dem großen Room (ohne Küche) und dem Balkon im ersten Stock gemacht, der wunderbare Ausblick, das Interieur.

Der Ausblick unten vom Apartment war dann allerdings etwas beschränkter und ging auf die vorgelagerte Taverne. Als ich ihn typisch deutsch und kleinkariert darauf anspreche, erhalte ich jedoch nur ein Schulterzucken.   

Und wo sind auf Dimitris Fotos überhaupt die Stromleitungen geblieben?
Nun gut, der Raum über uns ist sowieso als einziger Raum im ganzen Haus belegt, ist auch kein Apartment mit Küche, und schließlich hätten wir ja vier Betten gebucht. 

Aber das Apartment ist schön geräumig, das Schlafzimmer mit den 2 Einzelbetten allerdings etwas muffig, so dass wir uns auf den vorderen Raum inkl. Küche konzentrieren, der ja auch sehr geschmackvoll ausgestattet ist – auch mit Mückengitter, was noch sehr von Vorteil werden sollte.

Und so beginnen wir die Inanspruchnahme unserer Rooms zum Anfang der Saison wie gewohnt: Kühlschrank abtauen und säubern, Grundreinigung in Küche und Bad, Bude gut durchlüften. Denn meist sind wir die Erstbewohner in der Saison, und den ganzen Winter über wurde an den Räumen nichts getan. Die Handtücher riechen, als hätten sie dieses Jahr noch keine frische Luft geatmet, aber das ist hier draußen ja auch kein Problem.
Also machen wir uns an die Arbeit, und so werden es unsere Nachmieter auch noch schön vorfinden ;-)
Kühlschrank gefüllt, alles gecheckt, dann ab nach vorn in AntonIOS Restaurant. 

Das hat allerdings schon einen gewissen Wow-Effekt. Unverbaubarer Meerblick, und verhungern werden wir hier auch nicht. Nur das erste kühle Heineken Bier hat sein Haltbarkeitsdatum längst überschritten, schmeckt scheußlich süß. Und Adonis beteuert, er habe es erst gestern von seinem Händler aus Chora bekommen, 5 volle Kisten. Alle abgelaufen. Er will sich beschweren. Wir wechseln dann lieber zu Amstel. Aber sonst nix los auf Ios. Schön ruhig hier. Bis zum frühen Morgen…


RICHIS KYKLADENFIEBER