SERIFOS - KLOSTER TAXIARCHIS, JUNI 2008

Wie Schnee auf dem Kilimandscharo glitzert uns die Chora von Serifos entgegen, als unser Speedrunner 2 aus Athen zum Sonnenuntergang im Hafen anlegt. Jetzt also wieder Serifos. Schon etliche Male waren wir hier, aber immer noch blieb ein Besuch des Erzengelklosters Taxiárchis auf unserer Wunschliste, zumal nach einem harten und stressigen Jahr die beiden Erzengel Michael und Gabriel unseren Dank verdient hätten.

Also machen wir uns am nächsten Tag auf, das Kloster zu besuchen – verbunden mit dem Plan einer Wanderung zurück nach Livadi – so wie Katharina sie uns auf ihrer Webseite nissomanie.de schmackhaft gemacht hat. Die Abfahrtzeiten des Busse von Livadi zum Kloster (früh gegen 6:30 und nachmittags gegen 14:30) passen uns nicht, und so fahren wir am Vormittag mit dem Taxi gut eine halbe Stunde zum Kloster vor, nachdem wir den Ort Kéntarchos passiert haben.

Wie eine Festung liegt das Kloster an der Straße über dem Meer, natürlich ist es geschlossen und ein Gang um die Anlage lässt keine Möglichkeit erahnen, sie zu betreten.

Hier sind wir also am Erzengelkloster, gebaut wie eine Festung und schon von der Fähre aus weithin sichtbar mit seiner abweisenden Wehrmauer. Einfach mal die Hand an die sonnengewärmte Mauer legen, das letzte Jahr im Geist Revue passieren lassen, ein kleiner Dank an die beiden Hausherren Michael und Gabriel.

 

Gerade wollen wir aufbrechen, als ein Auto vorfährt, und heraus steigt Vikarios Makarios – so stellt er sich uns vor. Ein netter älterer Mann, etwas verschmitzt, er lädt uns ein, das Kloster doch zu besichtigen. Die hohe Außentreppe ist schnell geschafft und mit einem großen alten Schlüssel schließt er die winzige Eingangstür auf, als öffnete er für uns die Tore zu den Kykladen.

Ein Kätzchen nutzt die Gelegenheit, huscht mit ins Innere und wir sind überrascht. Ein begrünter Innenhof – fast schon ein Garten - bildet das Innenleben hinter den dicken Klostermauern, die etliche Treppenaufgänge und bis zu 60 Pilgerzellen beherbergen, in der Mitte die Kirche, deren Kuppel als einziges Teil von außen hinter den Mauern sichtbar erscheint. Wir dürfen sie betreten und müssen zuerst die puderzuckersüßen Loukoúmia probieren, die Makarios uns in einer Blechschachtel unter die Nase hält. Viel ist von der alten Kirche nicht übrig geblieben – Fresken über der Eingangstür weisen auf das Jahr 1447 hin, im Boden ein Marmorrelief von 1690, aber sonst ist die Kirche mit ihrer Kuppel offensichtlich neu errichtet worden.

Und dann stehen sie da, die Bilder der beiden Erzengel Michael und Gabriel. Michael als kämpfender starker Engel mit riesigen Flügeln, Gabriel eher als Softie mit weichen Gesichtszügen in edlem Gewand. Schon beeindruckend.

Wir dürfen ein paar Fotos machen und Makarios lädt uns ein, eine Kerze anzuzünden, was wir auch gerne tun – und sehen neben dem Kerzenständer eine kleine Schale, auf der wie zufällig ein 20 Euro Schein ruht. Aha, ein Wink mitdem Zaunpfahl!
Schnell zücke ich meine Geldbörse und lege einen weiteren Schein dazu, damit der erste nicht so allein ist. Makarios dankt es uns mit einem Lächeln und weist uns den Weg hinaus in den Garten, wir sollen uns noch die Anlage ansehen. Ich schau mich nochmals um und bemerke, wie er soeben unsere Kerzen auspustet. Ein kurzer Gang über die Kastromauer, ein Blick in eine der Pilgerzellen (voll gestellt mit allerlei Gerümpel) und ein paar Fotos von den unzähligen Katzen, die in der Sonne dösen, beenden unsere Besichtigung. Gerade wollen wir die Anlage verlassen, da kommt Makarios wieder auf uns zu, in der Hand eine große Tüte mit Aprikosen und zwei riesigen Salatgurken – als Geschenk aus seinem Garten, das wir am Abend genießen wollen.

Aha – vielleicht hat er doch ein schlechtes Gewissen wegen der ausgeblasenen Kerzen? Nein, er freut sich, wir packen die Früchte in unseren Rucksack, er winkt uns noch von der Klostermauer nach, als wir die Wanderung zurück über Chora nach Livadi antreten.

RICHIS KYKLADENFIEBER