Es gibt Momente, da wanderst du über die Inseln und du siehst in der Ferne ein einsames Häuschen, du kommst näher, kommst daran vorbei und denkst, Mensch hier müsste man doch auch mal wohnen dürfen, so weit ab vom Schuss, mit diesem tollen Ausblick, ganz speziell und besonders.
Aber das scheint ja unmöglich, ist bestimmt privat und nicht zu mieten. Und dann stöberst du im Winter in den unterschiedlichen Portalen und stößt plötzlich auf genau dieses Häuschen am Wanderweg, nicht gerade billig, und du überlegst noch ein paar Wochen, ob es nicht doch zu weit ab vom nächsten Dorf ist, zu weit ab von der nächsten Taverne. Doch dann packt dich der tolle Ausblick und die Möglichkeit, es einfach einmal zu wagen, und du buchst es, für eine ganze Woche im Juni des nächsten Jahres.
Etwas umständlich beschreibt der Sohn des Vermieters dir dann per e-Mail die Anfahrt, denn er kann euch nicht vom Hafen abholen, du solltest dir schon ein Mietauto nehmen, man träfe sich mit seinem Vater am Haus, das Haus läge sehr weit abseits, man müsse motorisiert sein, und möglichst mit Lebensmitteln gut versorgt. Und er ist überrascht, dass du die Adresse längst kennst, den Weg dorthin, die Umstände, du schickst ihm ein Foto von seinem Haus vom letzten Jahr. „Oh, you have stalked our house already…“ antwortet er mit einem Smiley.
Du findest das Haus natürlich sofort, es liegt noch idyllischer als du es in Erinnerung hattest, in einem großen Olivenhain, in den alten Bäumen hängen schon zwei Hängematten, eine Kapelle liegt mit auf dem Grundstück, gehört wohl dazu, und am Abhang zum Meer liegt dann das Haus mit der wunderschönen Terrasse und Aussicht über die gesamte Ägäis bis nach Paros. Der Vermieter ist nett, Angelos heißt er, spricht kaum Englisch. Er ist mit dem Moped gekommen, hat einen Kuchen mitgebracht, seine Frau Marietta hat ihn für uns gebacken, der Kühlschrank ist gefüllt mit Frühstücksutensilien, Milch, Wasser, Butter, Marmelade, Nescafe und jede Menge Zwieback, so wie sich der Grieche halt ein Frühstück vorstellt, na gut, die Zigaretten fehlen. Ansonsten lässt er uns in Ruhe, wir sehen ihn die ganze Woche kaum, nur einmal treffen wir ihn, er füttert seine Ziegen, die er im Stall neben der Kapelle hält. Das Auto parken wir oben an der Straße, zum Bäcker und Supermarkt in Artemonas ist es mit dem Auto nicht weit, zu Fuß wäre es dann doch ein halbes Stündchen, aber den Wanderweg haben wir dafür direkt in der Nähe. Die Abende auf der Terrasse sind spektakulär, der Sonnenaufgang über dem Meer natürlich auch, falls man zufällig um sechs Uhr aus dem Bett fällt. Hier bist du der Herr deiner Zeit.
Wir machen ein paar Ausflüge, nicht weil wir etwas Neues erkunden wollen, sondern weil wir die altbekannten Orte lieben, den spektakulären Ausblick auf Kamares vom Kloster Simeon, den wir heute ganz für uns allein haben, wir besuchen das herausgeputzte Kloster Chrisopigi, frisch blendend weiß gestrichen, nehmen ein kühles Bad am späten Nachmittag am Strand von Kamares, streifen abends durch Artemonas, fast feierlich die Atmosphäre im letzten Sonnenlicht mit dem Blick auf die Panagia Kónchi, die Cafés wie das Mosaiko oder Podilato sind gut besucht, wir kaufen noch schnell bei Maria Venioú ein wunderbares Mavro für den nächsten Tag, besuchen nebenan die Taverne Margarita oder lassen es uns im Perivoli gut gehen. Ja, so lässt sich´s leben, wenn dann noch der Vollmond…ach, ich hör´ schon auf.
Noch ein paar Tipps gefällig? Kastro mit der 7-Märtyer-Kapelle lohnt nicht nur wegen der spektakulären Lage, die Bade- und Schnorchelbedingungen rund um die kleine Halbinsel sind ideal, urig ist auch ein Besuch oben im kleinen Minimarket von Kastro. Und immer wieder diese samtweichen Abende, ein wenig Flanieren und Volta in Apollonia gehört dazu. Und ja, die Köche von Sifnos sollen die besten sein, finde es selbst heraus, die Auswahl ist riesig, der Genuss auch.